Last January Valesca Meint, a recent trainee at the Kulturreferat München talked to Volkan Özekcin, a creative bike enthusiast from Munich who participated at the producer festival Schmiede 2014 for the Bike Lab. Read the interview in German below to find out about his experiences and work with bikes! The photos were taken by Christopher Lewis, another participant of the Bike Lab and another creative bike enthusiast.

Valesca: Volkan, du bist Bike Designer in München. Worin siehst Du Deine Aufgabe im kreativen und innovativen Eck der Bikingszene?
Volkan: Gute Frage! Ich mag Transportfahrräder, das ist das was mich reizt, weil ich finde dass der Markt in dieser Hinsicht noch nicht bedient ist. Bis jetzt habe ich ein Rad gebaut, das – beruhend auf dem Prinzip des ,Upcycling‘- hauptsächlich aus Abfallprodukten besteht. Transportfahrräder sind vom Ansatz her gebrauchte Räder, die noch einigermaßen funktionieren. Dabei verwende ich mehrere Teile von einem Fahrrad und schneide diese so zurecht wie ich sie brauche. Im Anschluss wird das Rad neu bereift, es kriegt auch meistens neue Felgen, Bremsen und Schaltung und dann kommt noch ein bisschen Lack darauf. Das ist jedoch alles noch im Prototypen-Bereich. Es ist nicht so, dass ich davon leben würde. Eigentlich bin ich auf das Transportfahrrad nur gekommen, weil ich selber eins brauchte. Da ich kein Fahrrad finden konnte, das meinen Ansprüchen genügt hat, habe ich beschlossen mir mein eigenes zu basteln. Es funktioniert wunderbar und ist super!
Valesca: Du hast im September 2014 am Schmiede Bike-Lab in Hallein bei Salzburg teilgenommen. Die Schmiede Hallein – was ist das?
Volkan: Soweit ich‘s mitbekommen habe beschäftigt sich die Schmiede Hallein heute viel mit Medien. Es ist ein unglaublich schönes Gebäude und war vor hundert Jahren ein altes Salzlager für die Stadt Salzburg. Soweit ich weiß wurde irgendwann der Betrieb eingestellt. Der nachfolgende Besitzer hat das Gebäude umgebaut, Kreativräume und große Hallen eingerichtet. Es erinnert heute immer noch an die ursprüngliche Funktion des Gebäudes. An einem Fleck lagert sogar immer noch Salz. Auf jeden Fall find ich es super schön und das sind wahnsinnig schöne Räume, komplett aus Holz mit mehreren Ebenen und Etagen und einem riesengroßen Turm […]. Die Schmiede Hallein ist etwas für kreative Leute. Ich habe dort Fotografen getroffen, aber auch viele Leute mit Laptops. Es gab beispielsweise einen Raum, der war voller Laptops und alle waren mit ihren Computern beschäftigt und haben irgendetwas gemacht. Ich bin dagegen eher der analoge Typ. […] An dem Bike Lab haben auch Fahrradbastler aus Ljubliana teilgenommen, die sich Muslauf nennen. Das sind Industriedesigner und Ingenieure, die ihre Arbeit wirklich ernst nehmen und auch einen eigenen Laden betreiben. Die Teilnehmer aus Ljubliana und ich, wir waren die einzigen die wirklich handwerksmäßig Materialien zusammengeschweißt haben. Die anderen haben das alles digital oder interaktiv gemacht. […] Ich fand es super interessant, weil Leute aus den unterschiedlichsten Branchen in der Schmiede zusammenfanden. So gab es beispielsweise einen Raum, in dem Mädchen Kleider geschneidert haben, oder da war eine Japanerin, die ein selbstgebautes Instrument dabei hatte. Jeder hat sich sozusagen seinen eigenen Platz gesucht und konnte sich so entfalten wie er wollte. In der Mittagspause oder beim Spazierengehen gab es dann die Möglichkeit mit den anderen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen, gemeinsame Schnittstellen zu finden und Connections einzugehen. […] Es gibt in der Schmiede eine wunderschöne Küche mit einem riesengroßen ca. 15 m hohen Essenssaal und das ist richtig schön, also so richtig schön geräumig. Die machen dann auch alles selber und es gibt tolles Essen, auch ohne Fleisch. Am Anfang zahlt man einen Betrag über 50,- EUR für die Woche die man dort verbringt. In der Mittagspause kann man sich dann einfach bedienen und so kommt man auch zusammen.

Valesca: Die Schmiede Hallein hat sich im letzten Jahr mit den Themen von “What’s the deal?” beschäftigt. Welchen Beitrag hast Du während Deines dortigen Aufenthalts im September 2014 zu dem WTD- Projekt geleistet?
Volkan: Ich habe in erster Linie an meinem Rad weitergebastelt und habe dafür auch Material mitgenommen. Die Leute von Muslauf waren die einzigen mit denen ich zusammengearbeitet habe. Wir haben einen schönen Raum bekommen und es wurde uns auch ein Schweißgerät zur Verfügung gestellt. Eine Teilnehmerin von Muslauf hat mir die Laufräder ausgerichtet und einen Achter aus der Felge ‘raus gemacht, weil die Basis ja gebrauchtes Material war. Ich habe einen Schrottplatz gesucht, um noch einige Teile zu bekommen und so konnten wir uns dann echt entfalten. Das war ziemlich cool! Interessant war, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bunt gemischt waren. Es gab eine Künstlerin aus Griechenland, die einen Faden aufgespannt hat, oder einen Österreicher, der mit Computern und Videos komplexe Sachen an die Wand projiziert hat, irgendetwas mit Rechnungen und Algorithmen. Das hat super ausgesehen. Dann gab es auch noch einen italienischen Künstler, der eine Art Ebene mit Klebebandzeugs gefertigt hat und ein paar Tänzer waren auch da. Man greift so ein bisschen ineinander: Jeder macht zwar sein Ding, aber man tauscht sich trotzdem aus. Dann gibt es eine zentrale “Zapfanlage” für das Bier. Da bist du halt auch oft dran und da lernt man auch Leute kennen […]. Also man hat sich schon unterhalten. Das war ganz spannend. Aber letztendlich war es nur eine Begegnung. Das heißt, man hätte jetzt nicht sofort den Drang gehabt zu sagen: “Ah, wir müssen nächstes Jahr unbedingt ein Projekt zusammen machen!” So direkt hat es nicht funktioniert. Aber es war auf jeden Fall spannend! Also ich fand’s geil! Vor allem sind die Räume echt der Wahnsinn, und es ist total schön gelegen!
Valesca: Das Bike Lab war für Dich im Endeffekt eine gute Möglichkeit, um Connections weiter auszubauen und eine Plattform zu haben wo Du an Deinen Fahrrädern kreativ basteln kannst?
Volkan: Ja, genau. Das Interessanteste ist, dass du dich dort wirklich ganz unkompliziert anmelden kannst. Es gibt keine der Auflagen wie zum Beispiel: “Du musst unbedingt Grafik-Designer sein, oder du musst aus irgend einer bestimmten Ecke kommen”. Stattdessen kannst du einfach machen, was du willst. Du kannst stricken, oder irgendwelche Wollknäuele zusammenwippeln, du hast diese Freiheit. Ich hatte das Gefühl, dass es im Grunde darum ging, Leute aus verschiedenen Fachgebieten zusammenzubringen. Der Schwerpunkt lag auf den neuen Medien, d.h. es wurde viel in den Bereichen Medienfotografie oder -video gearbeitet. Ab und zu sind ein paar Leute zu dir gekommen, haben mal geguckt und gefragt: “Ah, spannend, was machst du? Ah ja, schweißen, geil”. Das heißt, es gab Interesse und Raum für Austausch, das fand ich ganz anregend.”

Valesca: Gibt es noch einen abschließenden Satz, der dir jetzt am Herzen liegt, etwas das du noch sagen möchtest?
Volkan: Ja, man kann abschließend sagen: Danke an den Veranstalter, der uns die Möglichkeiten eröffnet hat, viel Glück und viel Erfolg für die Zukunft, damit es gut weiterläuft. Könnte gut sein, dass ich nächstes Jahr nochmal mit Freunden hinfahre, weil ich ein paar Leute kenne, die das bestimmt auch spannend finden würden. So könnten wir ein neues Projekt angehen. Ich hoffe, dass die Möglichkeit erhalten bleibt. Eine neue Idee kann auf diesem schönen Gelände realisiert werden. Also es ist der Wahnsinn! Die haben da auch echt viel Zeit und Arbeit reingesteckt, um das alles so herzurichten!
Valesca: Vielen Dank, Volkan, für die aufschlussreiche Beantwortung meiner Fragen.